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Alternativ ausgependelt

Als Hausärztin komme ich auch immer wieder mit alternativen Heilmethoden in Berührung und muss dazu Stellung nehmen. Ich sage es, wie es ist. Homöopathie, Auspendeln, Handauflegen, Heilpraktiker und andere Schwurbel-Praktiken sind Humbug. 

Mein Gewissen verbietet mir immer, diese Medikamente oder Praktiken zu empfehlen.

 

Nun bin ich aber eine Ärztin, die ihre Patienten und Patientinnen mit all ihren Marotten einfach ins Herz geschlossen hat. Und ich kann gut zuhören. Das führt dann gelegentlich auch mal zu amüsanten Situationen.

 

Ein Rückblick: 

 

 

Das Pendel kennt die Wahrheit

 

Eine Patientin leidet unter einer Infektion und benötigt ein Antibiotikum. Wir besprechen also mögliche Allergien und Unverträglichkeiten und ich entscheide mich für ein Medikament, das am besten zu ihrer Erkrankung passt und erläutere die Einnahme. 

 

„Können Sie das Medikament bitte auf einen Zettel schreiben?“ fragt die Dame und ich denke mir nicht dabei. Wer kann sich schließlich die ganzen Präparatenamen merken.

Oft schreibe ich meinen Patienten ohnehin nochmal einen Zettel mit der Dosierung, da die besprochenen Einnahmehinweise oft vergessen werden. 

 

Ich schreibe also den Namen des Medikaments und die Dosierung auf ein Post-it und erkläre, dass Sie das Medikament auf Kassenrezept erhalte. Da stehe der Name auch noch einmal drauf. Währenddessen beginnt die Dame, in ihrer typischen Mary Poppins-Frauenhandtasche zu kramen. Es dauert einige Sekunden. Sie kramt weiter. In meinem Kopf zückte sie wie Mary Pippins eine Stehlampe und einen Staubwedel. Schließlich wird sie fündig und  präsentiert ein Pendel.

 

„Darf ich?“, fragte sie mich und nimmt den Notizzettel entgegen. Etwas baff harre ich der Dinge, die nun auf mich zukommen mögen. 

 

Sie legt das Blatt Papier auf ihren Schoß und lässt das Pendel seine Arbeit tun. Es schwingt. Ob nach oben oder unter, links oder rechts weiß ich nicht mehr. Aber es schwingt.

 Zufrieden nickt sie, händigt mir wieder das Papier aus und sagt: „Ich kann das Antibiotikum nehmen. Ich werde es vertragen.“

 

Ich nicke paralysiert und sage: "Aha."

Und bin sehr froh darüber, dass das Pendel anscheinend auch Medizin studiert hat. 

 

 

Bild: Innerwhisper, Pixabay