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Dubioser Impfgegner bekommt in Amerika Auftrag zur Datenanalyse

Ich weiß nicht, ob ihr mitbekommen habt, dass in Texas ein großer Masernausbruch vonstattengeht. Bis zum 28.3.25 sind 400 Fälle gemeldet worden und angesichts der hohen Ansteckungsfähgkeit - ein krankes Kind steckt bis zu 18 Kinder an-, muss man von einer weiter steigenden Anzahl erkrankter Personen ausgehen.

 

Aber als wäre es nicht schlimm genug, dass sich Kinder an gefährlichen Krankheiten anstecken - und die Masern sind eine gefährliche Krankheit -, die durch Impfstoffe ausgemerzt werden könnten, die sicher und effektiv sind.

Nein, nun kommt der Gesundheitsminister aus den Staaten daher, und will den „Link zwischen Impfungen und Autismus“ neu überprüfen lassen. 

 

Die Geiers - Traue keiner Studie, die du nicht selbst gefälscht hast

 

Ach herrje, kann man da nur kommentieren. Es wurde in der Vergangenheit durch zahlreiche Studien bereits klargemacht, dass keine Assoziation von Impfungen und Autismus besteht. Aber jetzt wird es eigentlich erst richtig interessant: Denn der Gesunheitsminister Robert F. Kennedy Jr., der für sein nicht vorhandenes medizinisches Wissen bekannt ist, hat sich einen ganz besonderen Mann für sein Vorhaben ausgesucht:  David Geier.

 

Ich muss an dieser Stelle ein wenig ausholen.

 

David Geier ist der Sohn von Mark Geier und dieses Vater-Sohn-Gespann hat einen dubiosen Ruhm in der Impfgegner-Szene erlangt. Es sind bekannte Impfkritiker, die mehrere Studien zum Zusammenhang von Impfungen und Autismus veröffentlicht und schon mehrfach mit ihren Untersuchungen Metaanalysen verzerrt haben.

 

Den Nicht-Wissenschaftlerinnen und Nicht-Wissenschaftler unter uns möchte ich kurz erklären: Eine Metaanalyse fasst verschiedene Studien zu einem bestimmten Thema zusammen und untersucht sie als systematische Übersichtsarbeit. Die Literatur wird also zu einer bestimmten Fragestellung durchforstet und ausgewertet. 

 

Nun war ich kürzlich auf einer hochinteressanten rheumatologischen Fortbildung, in der es unter anderem auch um die Sicherheit von Impfungen beim Systemischen Lupus erythematodes (SLE) ging. Der Lupus ist eine Erkrankung, bei der das Immunsystem Strukturen der Zellkerne des eigenen Körpers angreift und sowohl die inneren Organe als auch die Gelenke und die Haut befallen kann. Die Krankheit verläuft in Schüben, die durch Sonnenlicht, Operationen, Infektionen oder Schwangerschaft ausgelöst werden. 

 

Eine große Metaanalyse aus dem vergangenen Jahr hatte nun untersucht, ob Impfungen womöglich auch Schübe des SLE auslösen können. Sie kam nach der Auswertung von 17 Studien und mehr als 45 Millionen (!) Teilnehmenden (Erkrankte und Kontrollgruppen) zu dem Schluss, dass es kein erhöhtes Risiko für die Entwicklung eines Lupus oder eines Schubs der Erkrankung gibt. 

 

Aber: Zwei Impfungen stachen in Subgruppenanalysen hervor, und zwar die Impfung gegen Hepatitis B und die Impfung gegen HPV (Humanes Papillomavirus, "Gebärmutterhalskrebs"). Diese zwei Impfungen zeigten in der Analyse ein erhöhtes Risiko für die rheumatische Erkrankung. 

 

Huch? Also doch? 

 

Man muss genau hinsehen!

 

Glücklicherweise gibt es immer noch Menschen, die genau hinsehen. Und so hat der Referierende Prof. Specker vom Universitätsklinikum Essen einige Ungereimtheiten ausmachen können. Die Studien, die nämlich das erhöhte Risiko für einen Schub oder die Entwicklung eines Lupus ausgemacht hatten, wurden beide von zwei „Wissenschaftlern“ durchgeführt, deren Namen ich heute schon mehrfach erwähnt habe: Mark und David Geier. 

 

Die beiden betrieben in Amerika ein Institut für chronische Erkrankungen und waren als Gutachter für gesundheitliche Schäden, die im Zusammenhang mit Impfungen aufgetreten waren, tätig. Außerdem hatten sie wie oben bereits erwähnt einen angeblichen Zusammenhang von Impfungen und Autismus nachgewiesen und somit eine gewisse Bekanntheit erlangt. 

 

Allerdings wies die National Academy of Medicine die Arbeiten Geiers als schwer fehlerhaft, uninterpertierbar und durch falsche Verwendung wissenschaftlicher Begriffe beeinträchtigt zurück. 

 

Die Ärztekammer Maryland entzog Mark Geier 2011 die ärztliche Zulassung. Er hatte einerseits autistische Kinder mit einem hierfür nicht zugelassenen Medikament behandelt. Nämlich mit einem sogenannten GnRH-Analogon, das Kindern mit vorzeitiger Pubertät gegeben wird. Um das Medikament verabreichen zu können, soll er Untersuchungsergebnisse gefälscht haben. Zum anderen hatte er von sich behauptet, ein staatlich geprüfter Genetik und Epidemiologe zu sein. Die Ärztekammer bestrafte darüberhinaus David Geier, also den Sohn, ohne Zulassung als Mediziner gearbeitet zu habe.

 

Und genau dieser Herr David Geier wurde nun vom HHS, dem departement of health and human services, als Datenanalyst für die besagte Studie beauftragt.

 

Das Ergebnis der Untersuchung ist so klar wie das Amen in der Kirche, oder?

 

Amerika schränkt zunehmend die Unabhängigkeit der Forschung ein

 

Selbst wenn man nun die Unabhängigkeit der Wissenschaft in den Raum wirft und sagt: „Lass und das einfach nochmal überprüfen!“, dann macht es einfach keinen Sinn, weil diese Menschen in Amerika, die gerade an der Spitze der Macht sitzen, es darauf anlegen, die Wissenschaft ausbluten zu lassen und jedes freiheitliche und gleichberechtigte Denken zu verdammen. Wörter, die in Studien üblich und wichtig für die methodische Beschreibung sind (gender, sex, race, women, female, trangenic), sollen nicht mehr verwendet werden, sonst gibt es keine Gelder mehr für die Forschung. 

 

Es ist ein Trauerspiel. 

 

Vielleicht mögen die hochrangigen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ja zu uns nach Europa kommen. Ich würde mich freuen. 

 

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Bild: Pixabay LuAnn Hunt

Quellen: https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC1839225/

https://www.nytimes.com/2025/03/27/health/rfk-jr-autism-vaccines.html